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nach Tiberias.TIBERIAS. 19. Route. 383 am besten am Seeufer S. vom Städtchen aufgeschlagen. Der Wein bei
den Juden ist zwar billig, aber auch schlecht. Tiberias ist wegen seiner
Flöhe in ganz Syrien berüchtigt. Der See bietet gute Badegelegenheit.

Historisches. a. Der Name Galilaea bedeutet ursprünglich Kreis,
District. Da sich in dieser Gegend neben den Juden stets eine zahl-
reiche
heidnische Bevölkerung hielt, so hiess sie Kreis der Heiden
(Jes. 9, 1). Ursprünglich haftete dieser Name nur an dem Hochland, das
sich nördlich vom See Gennesaret gegen W. hinzieht. Die Stämme Ascher,
Sebulon und Issaschar, welche hier wohnten, wurden gleich den anderen
ins Exil geführt; nach dem Exil colonisirten die Juden von S. aus die
Gegend aufs neue, doch behielt die Bevölkerung einen gemischten Cha-
racter
, und der Name konnte sich auf die ganze Provinz ausdehnen, welche
zwischen der Ebene Jesreel und dem Fluss Litâni liegt. Man unterschied ein
Obergalilaea und südlich davon ein Untergalilaea (s. S. 59). Die Frucht-
barkeit
des Landes war berühmt; fetter Weideboden wechselte mit üppigem
Baumwuchs. Die Krone der Gegend war die Landschaft, welche westlich
vom See liegt. Zur römischen Zeit bildete Galilaea eine besondere Provinz
mit einer dicht gedrängten Bevölkerung, wenn auch die Zahlen des Josephus
(45 Millionen Einwohner) stark übertrieben sind. Das jüdische
Element war zwar vorherrschend, aber doch mehr als in Judäa mit fremden
Bestandteilen untermischt. Indessen scheinen die Juden hier weniger streng
und weniger gesetzeskundig gewesen zu sein, daher sie von den Judäern
verachtet wurden. Der Aufstand gegen die Römer i. J. 67 bewies, dass
sie wenigstens in Betreff der nationaljüdischen Gesinnung hinter ihren
Stammgenossen im Süden nicht zurückstanden.

Die Blüthe von Galilaea fällt in die Zeit Jesu. Die Hauptstadt war
eine Zeit lang Sepphoris gewesen; nun wurde von Herodes Antipas, der
eben so prachtliebend war, wie sein Vater Herodes der Grosse, der Bau
einer glänzenden Hauptstadt unternommen. Das Gebiet dieses Fürsten
erstreckte sich über Galilaea und Peraea; allerdings lag die Decapolis
zwischen diesen beiden Provinzen.

b. Die Rabbinen behaupten, dass Tiberias an der Stelle eines
Ortes Rakka liege, doch ist dies sehr unsicher. Ihr Neubegründer Herodes
benannte sie nach dem römischen Kaiser Tiberius; der Name hat sich
in dem heutigen Tabarîye erhalten und auch dem See mitgetheilt. Die
Wahl des Platzes war insofern keine glückliche, als man beim Graben
der Fundamente auf eine Begräbnissstätte stiess. Da die Berührung mit
Gräbern die Juden laut dem Gesetz auf 7 Tage verunreinigte, so musste
Herodes, um Bewohner für die Stadt zu bekommen, viele Fremde, Aben-
teurer
und Bettler zwangsweise ansiedeln, wodurch eine sehr gemischte
Bevölkerung entstand. Auch wurde die Stadt ganz nach griechisch-rö-
mischem
Geschmack ausgestattet, sogar was die städtische Verfassung
betraf. Sie hatte eine Rennbahn und einen Palast mit Thierbildern, wohl
in der Art von ʿArâk el-Emîr (S. 321). Diese fremdartigen Kunstbauten
waren den meistens zäh-conservativen Juden ein Gräuel; daher kommt
es auch, dass die eben erst aufblühende Stadt im neuen Testament kaum
erwähnt, und von Jesus wohl kaum besucht worden ist, denn das fremde
Wesen war auch ihm zuwider, und von Herodes Antipas, der häufig
hier residirte, hatte er sich nichts Gutes zu versehen. Als Josephus
im jüdischen Kriege Oberbefehlshaber von Galilaea wurde, befestigte
er auch Tiberias. Beim Heranzug der Römer unterwarfen sich jedoch
die Einwohner von Tiberias dem Vespasian freiwillig, wesshalb die
Juden auch später hier wohnen durften. Das Hauptquartier der Römer
war bei den Bädern; von hier aus wurde Tarichaea belagert und die
jüdische Flotte in einer Seeschlacht besiegt. Nach der Zerstörung
Jerusalems wurde Galilaea, das ziemlich unversehrt geblieben war, und
speciell Tiberias der Centralsitz der jüdischen Nation. Das Synedrium
wurde von Sepphoris bald nach Tiberias verlegt; die talmudische Schule
entwickelte sich hier im Gegensatz zum[zu] dem daneben aufblühenden
Christenthum. Auch viele Scenen aus der Patriarchengeschichte verlegte
man nun hieher in die Nähe nach Galilaea. Die jüdische Gelehrsamkeit
brachte hier um das Jahr 200 n. Chr. die Abfassung des traditionellen